
Das Besondere an diesem Wein Château Figeac kann bedenkenlos als Ausnahmeerscheinung in Saint-Émilion bezeichnet werden. 2022 zum Premier Grand Cru Classé A aufgestiegen, gehört das Weingut von Familie Manoncourt nun auch mit Brief und Siegel zur absoluten Spitze der weltberühmten Weinregion im Osten von Bordeaux. Dominiert in der Regel der Merlot die Stilistik der Appellation, mit zumeist sehr hohen Anteilen, teilt sich die Referenzrebsorte der „Right Bank“ bei Figeac die Hauptrolle nahezu paritätisch mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Die brüderliche Cuvée repräsentiert gewissermaßen ein „Le meilleur de trois mondes“ und schafft dabei den außergewöhnlichen Spagat zwischen relativ früher Trinkreife und großem Alterungspotenzial. Die Ursprünge von Château Figeac lassen sich bis in die Herrschaft Roms über Südfrankreich zurückverfolgen. Der Ausbau zu einem großen Weingut erfolgte schließlich im 18. Jahrhundert. Nach einigen Besitzerwechseln gelangte es 1892 in den Einfluss der Manoncourt-Familie durch den Erwerb der Großeltern mütterlicherseits von Thierry Manoncourt. Von 1947 an sollte der studierte Agraringenieur sich dem Aufstieg von Château Figeac an die Spitze der Region verschreiben. Auch die für Figeac charakteristische, für Saint-Émilion jedoch eher untypische Gleichgewichtung von Merlot und den beiden Cabernet-Rebsorten, geht auf Thierry zurück. Sein großes Ziel sollte er jedoch zeitlebens nicht erreichen. Bei der Klassifikation der Saint-Émilion-Châteaux im Jahr 1995 wurde Figeac der Aufstieg zum Premier Grand Cru Classé A versagt – mit der Begründung, der Grand Vin sei „nicht teuer genug“. Auch die 2006er-Revision, die erst 2012 veröffentlicht wurde, brachte nicht das ersehnte Ergebnis. Thierry Manoncourt sollte diese neuerliche Enttäuschung nicht mehr miterleben, er starb bereits 2010. Seinen Nachfahren schien das Vermächtnis des Pioniers jedoch keine Ruhe gelassen zu haben, denn 2022 sollte das Ziel doch noch erreicht werden. Den offiziellen Spitzenplatz muss sich Figeac seitdem nur noch mit Château Pavie teilen. Fairerweise sei erwähnt, dass sich große Saint-Émilion-Häuser wie Cheval Blanc, Ausone und Angélus dem Klassifizierungs-Wettbewerb entzogen hatten. Saint-Émilion (AOP) zählt zu den renommiertesten Weinbaugebieten im Großraum Bordeaux und bildet gemeinsam mit Pomerol das Kerngebiet des sogenannten Rechten Ufers, das sich auf die Flüsse Gironde und Dordogne bezieht. Die dortigen Weinberge von Château Figeac umfassen 40 Hektar. Bis zu sieben Meter dicke Kiesablagerungen prägen das Terroir und begünstigen vorwiegend die Cabernet-Rebsorten. Daher sagt man Figeac auch eine gewisse Ähnlichkeit mit den Weinen aus dem Médoc nach – eine solche Charakteristik findet man Saint-Émilion sonst nur beim unmittelbaren Nachbarn Cheval Blanc. Wie der Wein schmeckt: charakterstark & kräftig Der Figeac zeigt sich im Glas in einem tiefen Granatviolett. Schon an der Nase entfaltet er eine ungeheure Wucht: Maulbeeren, Schwarzkirschen und Holunder sind typische Aromaprofile, die auch von würzigen Noten und Minze untermalt sind. Am Gaumen offenbart er viel frische Frucht, kantige Tannine sowie eine klare mineralische Struktur. Fünf Jahre in der Flasche sollte man dem Wein mindestens gönnen – vergleichsweise wenig für einen Grand Vin dieser Klasse. Wer keine Eile hat, kann auch bis zu 30 Jahre warten. Was Kritiker zu dem Wein sagen 97+ Punkte von Robert Parker „Der Château Figeac 2016 besteht aus 38 % Cabernet Sauvignon, 36 % Merlot und 26 % Cabernet Franc. Tief granatviolett gefärbt, ist die Nase in diesem sehr jugendlichen Stadium noch etwas zurückhaltend und entfaltet sich erst langsam. Dann aber: tiefgründige Pflaumenkonfitüre, Crème de Cassis, schwarze Himbeeren und Sternanis mit einem Hauch von moosbedeckter Rinde, dazu Trüffeln und gepflügter Lehm sowie ein Hauch von Roten Johannisbeeren und Himbeerblättern. Der Gaumen ist von mittlerem bis vollem Körper und bebt förmlich vor Energie. Er bietet Einblicke in dicht gewobene schwarze Früchte und mineralisch-eisenhaltige Schichten, umrahmt von sehr festen, reifen Tanninen und einer wunderbaren Spannung. Im langen Abgang drängen nochmals Gewürze nach vorn. Dieser Figeac-Jahrgang sollte 7–8 Jahre reifen, um sich voll zu entwickeln und kann hiernach 40 Jahre und länger lagern. Ein sehr ernsthafter, wunderbar ausgewogener und anspruchsvoller Ausdruck dieses Jahrgangs. Zu trinken von 2025 bis 2065“.