
Jahrelang stand der Vernatsch als Wein für Südtirol: Ein billiger, beliebter Törgellen-Schoppen für die Touristen aus Deutschland. Der Absatz war garantiert auch als Kalterer See in der 2 L-Flasche im deutschen Supermarkt. In den 1980-er aber orientierte man sich neu: Weg von der Masse und hin zur Qualität. Dieser Trend ging gegen den bis dahin so beliebten Vernatsch und so kam es, dass die Anbaufläche des Vernatsch kontinuierlich abnahm und durch andere Sorten ersetzt wurde. Eigentlich schade, denn der fruchtige trinkige Rotwein hat seinen Charme, gut gemacht, ist er vor allem im Sommer ein Genuss. Der Grauvernatsch ist eine Spielart des Vernatsch, seine Trauben sind länglicher und kleiner als die des Großvernatsch. Übrigens auch der in Württemberg so beliebte Trollinger ist ein Vernatsch. Im Gespräch mit Christian Werth, dem Kellermeister von Muri-Gries, erfuhren wir, dass der Grauvernatsch der Parzelle in Eppan gerodet werden soll, aber nicht aus den oben genannten Gründen, sondern weil die Pergeln zu alt sind und es gefährlich ist, die querterrassierte Lage zu bearbeiten. Der Plan ist im nächsten Jahr dort Chardonnay im Spalier zu pflanzen, was die Arbeit in dieser Lage erleichtert, die für Pergeln zu steil ist. Der Grauvernatsch gedeiht aber am besten in Pergeln, weil die Traube bei diesem System gerade herunterhängen kann, im Spalier würden ihre weichen Stiele knicken. Genießen wir noch einmal diesen herrlichen Grauvernatsch aus Eppan. Er duftet verführerisch nach Amarena-Kirschen, Zimt und Marzipan, untermalt von einem Hauch Veilchen. Geschmeidig und fruchtig rinnt er über die Zunge. Seine weichen Gerbstoffe verleihen ihm die typische Leichtigkeit eines Vernatsch: Dabei zeigt er Tiefgang und eine gute Struktur – an heißen Tagen schmeckt er auch leicht gekühlt!